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Endlich angekommen

Liebe Mitmenschen,

es ist geschafft!

ANAKIWA ist in Schleswig-Holstein angekommen.

3650 Seemeilen liegen im Kielwasser (ca. 6500 km). Davon 1200 Meilen als Einhandsegler.

Fast vier Monate hat die Reise gedauert.

Danke an Alle, die mitgesegelt sind.

Danke auch an alle, die mich dabei finanziell unterstützt haben, denn ich konnte durch die Überführung nicht wie sonst Geld für die Wintermonate verdienen!

Die letzten Vier Wochen waren ein echter Hindernislauf: Zunächst wurden wir in Cherbourg im englischen Kanal von der französischen „Kriegsführung gegen den Virus“ im Hafen festgehalten. Daraufhin rettete sich die verbliebene Crew in einer abenteuerlichen Reise auf dem Landweg zurück nach Deutschland.

12 Tage verbrachte ich eingesperrt an Bord. Mit Passierschein durfte ich zum Klo und zum Supermarkt. Illegal war meine Expedition zu Fuß in den Militärkomplex zur zuständigen Behörde für die Küstengewässer. Nach vielen Gesprächen und dank der herzlichen Unterstützung der örtlichen Wasserschutzpolizei bekam ich eine Sondererlaubnis zur Weiterreise.

Weitere endlose Telefonate mit den deutschen Behörden erwirkten eine weitere Sondererlaubnis zum Einreisen auf dem Seeweg nach Deutschland.

Leider durfte die – für den letzten Reiseabschnitt durch den Kanal, vorbei an Rotterdam und Bremerhaven – dringend benötigte Crew nicht anreisen.

Also eine weitere Soloreise. Natürlich non stop, da die belgischen und holländischen Häfen für Yachten gesperrt sind.

Vier Nächte ohne Schlaf, da einfach zu viel Verkehr war, um ANAKIWA länger allein zu lassen.

Als Sahnehäubchen dann noch der endgültige Streik des Steuerbordmotors vor Borkum. Erstaunlich, wie schlecht sich ein Katamaran auf engem Raum mit nur einer Maschine manövrieren lässt. Ich habe mich dann letztlich von den Seenotrettern in den Hafen schleppen lassen.

Mangels Mechaniker auf Borkum gelang mir aber selbst eine „Notreparatur“, da „nur“ der Magnetschalter im Anlasser verklemmt war. Ein beherzter Schlag mit dem Hammer auf eine bestimmte Stelle ließ den Motor wieder anspringen. Das ist zwar keine Dauerlösung, ließ mich aber zumindest sicher mit zwei Maschinen durch die Schleusen und den Nord-Ostsee-Kanal bis Rendsburg dieseln. Dort liegt ANANKIWA nun friedlich im Hafen und wartet auf die Exitstrategie unserer Herrschenden und darauf, dass wir unsere eigentliche Arbeit aufnehmen dürfen.

Ich schreibe euch diese Zeilen vom Tempelhof, wo ich mit meiner Familie wundervolle Ostertage verbringe.

Gemeinsam warten wir auf die sich anbahnenden „Lockerungen“ der Maßnahmen. Diese sind zumindest aus Sicht der Reisebranche dringend notwendig, sonst fällt einfach die gesamte Saison ins Wasser. Viele Betriebe werden das nicht überleben. Seit das Virus auch die Herzen der Menschen erreicht hat, herrscht auch bei mir vollkommener Buchungsstopp.

Dabei ist eine Woche Segeln nach dem Corona-Schock eine wunderbare Gelegenheit, um in anregender Umgebung über Sinn und Unsinn des bisherigen Lebens zu reflektieren. Oder um sich schlicht und ohne großen Reiseaufwand vor Ort zu erholen (ja, wir können auch einfach nur in deutschen Gewässern segeln gehen, falls die Dänen noch etwas länger mit der Grenzöffnung brauchen …).

Ich wünsche euch in diesem Sinne symptomfreie Nasen und Lungenflügel, Augenmaß, Gelassenheit und mutige Herzen für eure ganz eigenen Wege in diesen spannenden Zeiten.

Fair winds und bis hoffentlich bald an Bord,

Ben

1 Kommentare

  1. Ulrich Stelzner sagt:

    Nach Bangen und Hoffen, nun die „gute“ Nachricht, dich und das Boot in Sicherheit zu wissen.
    Ich wünsche dir nun das Glück und die Bedingungen, dass deine Pläne sich verwirklichen lassen, für dich und deine Passagiere.

    Nur wer das Segeln in einer solchen Gesellschaft miterlebt hat, kann ermessen, wie wertvoll, belebend und erkenntnisreich es sein kann.
    Auf jeden Fall ist es gesünder als an Land.
    Ahoi!

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