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Scylla und Charybdis

Otranto nach Palermo:

Nach einer weiteren Nachtfahrt kommen wir schon im Dunkeln in der Straße von Messina an und ergattern einen unglaublich häßlichen und von jeglichem Service freien Platz in Reggio di Calabria. Kein Klo, keine Dusche, kein Internet (sehr zum Bedauern der Mädels), dafür aber satte 60€ die Nacht. Am nächsten Morgen dann reißen wir uns beim Reffen ein Loch ins Groß. Es war ein typischer Anfängerfehler: den Wind in der Düse zwischen Sizilien und Festland unterschätzt und dann, als die Böen von 6 auf 7 Bft. Gingen, nicht weit genug angeluvt zum Reffen. Dachte eben, das geht wie auf meinen Monos, wo ich immer direkt vor dem Wind gerefft habe. Hier rissen wir uns dann bei halbem Wind bereits ein Loch ins Segel, weil es sich hinter eine Saling geklemmt hatte. Gut, dass nichts schlimmeres passiert ist. Kat-Segeln geht offensichtlich anders.

Segel runter und unter gereffter Genua vorbei an Scylla und Charybdis, von denen ausser einigen stehenden Brechern nicht viel zu sehen ist.

Glück im Unglück war dann für uns die Entscheidung den Hafen von Pontorosa anzulaufen. 16:00 Uhr sind wir fest. Die Sonne ist bereits am Untergehen. Ich frage in der Werft nach einem Segelmacher und einem Mechaniker für den verklemmten Großschot-Schlitten (der ging schon seit Kroatien nicht wirklich, was bei Starkwind echt lästig ist), in der Annahme, dass sie mich zu so später Stunde auf Morgen vertrösten werden. Drei Mann lassen alles stehen und liegen und verbeissen sich sofort mit hoher Energie in das Problem. Inzwischen ist es Dunkel. Der Segelmacher Salvatore kommt vorbei, baut unter Assistenz von Jon und mir das Groß ab und nimmt es mit. Nach drei Stunden sind die Jungs am Schotschlitten reif für den Feierabend. Morgen um 8 wollen sie es fertig machen. Aber sie gehen nicht, bevor sie uns nicht noch die leckerste Pizza der ganzen Reise geordert haben. Die wird prompt an den Hafen geliefert. Wir sind erschöpft und Glücklich.

Als wir dann am nächsten Nachmittag mit repariertem Groß und neuen Kugeln im Schotschlitten in die Abenddämmerung segeln, sind wir uns alle einig: an diesen gastfreundlichen und schönen Ort denken wir gerne zurück. Vielleicht kommen wir auch mal wieder! Und was glaubt ihr, was diese Notfallreparatur gekostet hat? 300€ für über 17 Stunden harte Arbeit. Soviel zur „Service-Wüste“ Italien. Aber das war ja auch Sizilien …

Auf jeden Fall ein herzliches Danke an Salvatore, Andrea und seine Männer!

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