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08.09.2018

Hier verläuft die Grenze zur Barbarei:

Eigentlich soll dies ja kein politischer Blog sein. Und doch: immer wieder sehe ich Verbindungen zwischen meinem ökonomischen Thema und den „politischen“ Ereignissen. So auch in diesem Fall:

Vor ein paar Tagen geriet ich mit einem befreundeten Kapitän über die Frage der Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer aneinander. Er vertrat die Ansicht, dass dies keine Menschen in Seenot seien, da sie ja aus rein wirtschaftlichen Gründen und in nicht seetüchtigen Booten sich wissend in Gefahr begeben hätten. Darum sollte man sie einfach ersaufen lassen!

Also übersetzt bedeutet das: In Zukunft entscheidet der Retter, bevor er Menschen in Seenot Hilfe leistet, ob das Schiff wirklich seetüchtig, die Crew ausreichend qualifiziert, und der Grund der Reise auch in den Augen des Retters ein angemessener war?

Das Völkerrecht (also die Grundübereinkünfte der Nationen untereinander) hat das verbindlich und klar hier geregelt: Nach internationalem Seerecht (SOLAS von 1974 und Internationales Übereinkommen von 1979 zur Seenotrettung) und seemännischer Tradition ist jeder Schiffsführer auf hoher See innerhalb seiner Möglichkeiten verpflichtet, unabhängig von Nationalität, Status und Umständen, in welchen sich die Hilfesuchenden befinden, bei Seenot unverzüglich Hilfe zu leisten, wenn er über eine konkrete Notsituation informiert wird. Staaten haben nach SAR-Konvention von 1979 bei Seenot ebenfalls Hilfe zu leisten und die Hilfesuchenden medizinisch zu versorgen und schnell an einen sicheren Ort zu bringen. (Quelle: Wikipedia)

Natürlich sehe ich auch, dass es keine Lösung für die Flüchtlingsfrage ist, nur die Menschen vor dem Tod durch Ertrinken zu retten.

Sie aber einfach vor unseren Augen absaufen zu lassen weil uns der Grund ihrer Reise nicht passt, ist in meinen Augen der Gipfel der Ignoranz und Barbarei und davon abgesehen schlicht strafbar.

Wir nehmen gerne und mit vollen Händen die Gaben Afrikas: Erze, seltene Erden, billige Arbeitskräfte, Tulpen, Kaffee, Gemüse, Fisch, Baumwolle, Diamanten, Gold, Öl und andere für unseren Lebensstil notwendige Dinge. Gleichzeitig sorgt die Art unseres Handelns dafür, dass immer mehr Verzweifelte aus den von uns mitgeschaffenen unerträglichen Umständen fliehen.

So ist jeder Flüchtling auch ein Botschafter eines „bad deal“. Solange wir mit Afrika weiter das Spiel: „wir gewinnen, ihr verliert“ spielen, werden wir diese Menschen hier sehen. Oder sie eben an unseren immer besser gesicherten Grenzen verenden lassen.

Erst wenn unsere „Geschäfte“ mit diesem wunderbaren Kontinent auch auf der anderen Seite des Mittelmeers ein Lächeln in den Gesichtern der Menschen erzeugt, wird dieses Thema verschwinden. Denn wer zufrieden ist, der bleibt.

Bis dahin aber ist es unsere und Pflicht als Seefahrer, zu Helfen und zu Retten. Alles andere macht uns zu Verbrechern.

1 Kommentare

  1. Ulrich Stelzner sagt:

    Lieber Ben,

    es gibt einfach keinen einzigen Grund, einem anderen Menschen in Not nicht zu helfen.
    Selbst wenn wir glauben, dass einige Gründe als Ursache der Not nicht mehr gelten.
    Wer überlegt ob er helfen soll oder nicht, handelt schon falsch und gegen die uneingeschränkte Menschenwürde und muss verurteilt werden. Zur Menschenwürde zählt auch die Freizügigkeit.
    Wir dürfen nicht aufhören, das immer laut und deutlich zu sagen.

    Du fährst in Deinem Logbuch auch in diesem Jahre mal wieder toll Achterbahn und ich wünsche Dir einen guten und selbstversöhnenden Ausgang ohne all zu viele Selbstzweifel weil Du Deine Kraft in Dir selbst findest, denn Du bist kreativ und was Du tust ist richtig!

    Liebe Grüße
    Ulli

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