12.11.2017
14. November 2017
28.11.2017
29. November 2017
12.11.2017
14. November 2017
28.11.2017
29. November 2017
Show all

16.11.2017

16.11.2017

Baustelle!

Spannend, wie jetzt im Nachklang der Saison 2017 sich die Fäden überkreuzen:

Die große Frage meines Experiments – die mich bewegt, umtreibt, auch quält – ist die Frage nach der freiwilligen Solidarität: Bin ich bereit, nach meinem Vermögen zu geben und beizutragen, wenn niemand einen festen Preis von mir fordert?

Hier im Dorf Schloss Tempelhof, in dem meine Familie lebt, und in dem ich den Winter verbringe, beschäftigt sich die Gemeinschaft gerade mit einer sehr ähnlichen Frage: Bin ich bereit nach meiner finanziellen Leistungsfähigkeit beizutragen, oder zahle ich nur, was ich verbrauche?

Konkret geht es um den Beitrag zur Landwirtschaft und unserer Kantine. Bisher zahlte jeder nach Selbsteinschätzung, orientiert an einem Richtsatz. Nun steht der Vorschlag im Raum, nach einem ausgeklügelten System nur noch das zu bezahlen, was jeder wirklich verbraucht und in Anspruch nimmt. Die Idee – und der Frust dahinter – sind so vorhersehbar wie verständlich: ich mag nicht mehr andere mitfinanzieren, welche für meine Wahrnehmung zu wenig Beitragen und letztlich mehr entnehmen als sie hineingeben. Gleichzeitig handelt es sich dabei um einige wenige Menschen, welche das System (aus welchen Gründen auch immer) missbrauchen. Trotzdem laufen wir gerade Gefahr, diese Menschen als Anlass und Entschuldigung zu nehmen, um uns grundsätzlich aus der Solidarität zu verabschieden.

Da scheint ein einheitlicher Preis eine gerechte und faire Lösung zu sein.

Vergessen wird dabei, dass jeder unterschiedlich Lange für diesen Preis arbeiten muss: die Spanne reicht  von 0 Minuten (Rentner, Zinsbezieher) bis zu 8 Arbeitstagen à 8 Stunden. Soviel zur scheinbaren Gerechtigkeit dieses Vorschlags.

Gegen die Idee, die Lasten etwas gleichmäßiger zu verteilen, in dem die Beiträge über einen Prozentsatz an die individuelle finanzielle Leistungsfähigkeit angepasst werden, regt sich Teils heftiger Wiederstand.

Umso dankbarer bin ich für das Ergebnis meines Experiments. Hier haben viele Menschen freiwillig genau das gemacht: Ihren Beitrag nach ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit bemessen. Klar gab es auch hier Ausreißer, die gefühlt das Experiment eher missbraucht haben (und auch sie werden ihre Gründe gehabt haben). Trotzdem hat eine überwältigende Mehrheit gezeigt, dass wir sehr wohl bereit und in der Lage sind, mit Freiheit verantwortlich umzugehen.

Wenn es uns jetzt noch im nächsten Schritt gelänge, die realen Kosten des Experiments zusammen zu bekommen, wären wir mitten in der Utopie angekommen.

Aber wie kommen wir da hin? Hier im Dorf wäre eine Umsetzung recht einfach: Wir kennen alle Teilnehmer und wissen von jedem, wie viel er zur Verfügung hat.

Auf mein Segelexperiment übertragen, müssten wir am Anfang des Jahres so eine Art Bewerbungsrunde machen, wer denn wirklich mitfahren will. Dann könnten wir die finanziellen Möglichkeiten abfragen und daraus den Beitrag für jeden ermitteln. Anschließend in einer weitern Runde klären, ob Alle mit dem dann feststehenden Preis einverstanden sind … Wenn ich das so hinschreibe, gehen bereits die Alarmglocken in mir los: Nu iss aber mal endlich gut! Da wird echt niemand mehr mitmachen. Zu kompliziert. Zu Umständlich. Warum sollte ich wildfremden Menschen sagen, wie viel Geld ich zur Verfügung habe? Der Hadamovsky hat se ja nu echt nicht mehr alle …

Vermutlich bliebe die Phoenix leer?

Was denkt ihr dazu? Was habt Ihr für Ideen?

2 Comments

  1. bernd rose sagt:

    Hallo Ben,
    gerade lese ich Deine Zeilen und Gedanken zum Experiment. Meine Einstellung zum Experiment kennst Du ja und ich muss Dir bei Deinem neuen Gedanken voll zustimmen: Der Hadamovsky hat se ja nu echt nicht mehr alle.

    Aber nehmen wir mal an, es würden sich die Teilnehmer des Experimentes auf das Modell der „einkommensabhängigen Bezahlung“ einlassen. Dann wäre doch die Versuchung groß, die Großverdiener bevorzugt mit an Bord zu nehmen. Somit wären dann in Zukunft die Studenten und „Kleinverdiener“ bei Dir nicht mehr an Bord. Wie willst Du das händeln – nach einer Quote gegen das schlechte Gewissen, z.B. „zwei Hochzahler, zwei Niedrigzahler“ je Törn? Ich will Dich ja nicht schon wieder desillusionieren, das der Ben mit seinem Experiment die Welt mit seinem ungerechten Werte- und Entlohnungssystem nicht aus den Angeln heben wird.
    Ich kann in Deinem Experiment lediglich einen Vorteil erkennen: In der Regel werden wohl Menschen mit höherem Bildungsniveau Deine Reisen mitmachen – oder wie Du es formulierst, sich auf das Experiment einlassen. Das hat für Dich den Vorteil, dass Du auch interessantere Passagiere=Gesprächs- und Denkpartner an Bord haben wirst. Die Kosten dafür = nicht ganz ausgeglichenes wirtschaftliches Ergebnis der Phönix.

    Wäre ich der Ben und würde die Phönix segeln, dann gäbe es einen festen Preis für Kojenchartern + die Möglichkeit einer zusäztlichen Spende für den Skipper für angeregte Gespräche. (Letzteres müsste man ggf. noch anders nennen – fällt mir aber gerade nichts Besseres ein). Ein wenig genieße ich schon jetzt Deine Reaktion beim Lesen, weiß ich doch, dass Dich das reizen wird….

    Es grüßt Dich herzlich der dir trotzdem zugetane
    Bernd Rose

  2. bernd rose sagt:

    …. Nachbrenner:

    Glückwunsch zum jetzt pockenfreien Rumpf – sieht wirklich gut aus die Phönix.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert