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Saison finis

Ihr Lieben,

während der Rest der Republik sich zielstrebig den nächsten Lockdown herbeitestet, geht hier an Bord die erste Saison mit ANAKIWA zu Ende.
Der Mast ist schon gelegt und Morgen geht’s ab auf’s Land und in die Halle.
Da wartet dann eine längliche Liste von Projekten, die erledigt werden wollen.
Damit will ich euch aber nicht weiter langweilen, sondern hier noch kurz einen kleinen Rückblick auf diese abenteuerliche Saison werfen:

Im März sah es so aus, als müßte ich bis Ende Juni in Frankreich Herrn Macron bei seinem Krieg gegen das Virus unterstützen, und darum meine Segelsaison komplett ausfallen lassen. Mit Glück und viel direktem Kontakt und Gespräch zu den Menschen in den Behörden vor Ort, konnte ich das dann abwenden und mit einer Sondererlaubnis sicher nach Deutschland segeln.

Im Mai sah es dann so aus, als würde die Saison einfach mangels mutiger Menschen ausfallen: gebuchte Törns wurden abgesagt, da die Lage einfach zu unübersichtlich war, und kaum jemand traute sich in diesen unsicheren Zeiten eine Reise zu buchen.

Im Juni ging es dann endlich mit halber Besetzung und unter strengen Verordnungen los. Dänemark öffnete seine Grenzen, und oh Wunder, dort reichten ein Meter Abstand und keine Masken bei vergleichbaren Infektions- und Sterbezahlen, was das Segeln und Leben deutlich vereinfachte.
Mein Empty-ships-Mayday Rundruf brachte erfreuliche Resonanz, und so waren Juli, August und der halbe September gut gebucht.
Ausserhalb der Ferienzeiten blieb es bei gähnender Leere. Gerade mal drei Törns mit gemischten Crews fanden statt. Die Angst, sich bei mir an Bord anzustecken, führte zu vielen Absagen. Darum an dieser Stelle ein ganz herzliches Danke an die Mutigen, die sich trotzdem der Gefahr gestellt haben! Ich hoffe, ihr habt es nicht bereut …

ANAKIWA hat sich phantastisch bewährt. Der große Salon wurde oft selbst beim segeln genutzt. An Deck wurden die diversen „Klimazonen“ je nach Witterung dankbar angenommen und das absolute Highlight ist natürlich bei ruhigem Wetter das Trampolin zum entspannten Schweben über dem Meer.

Neu ist für mich als bisherigen Monosegler die deutlich geringere Fehlertoleranz eines Katamarans. Aber der Mast ist oben geblieben, wir sind nicht gekentert und konnten auch eine drohende Strandung wegen einer verpatzen Wende, dank beherztem Motoreinsatz abwenden (an dieser Stelle noch mal ein großes SORRY für die verbalen Entgleisungen der Schiffsführung im Verlauf dieses Manövers!).

Neu war für mich auch, dass so viele Familien an Bord waren (die Jüngste Mitseglerin war gerade mal 8 Monate! Und ja, ANAKIWA ist hervorragend für Kleinkinder geeignet. So viele Kletterstangen und all die runden Ecken. Einfach perfekt.).
Neu auch, dass es Törns gab, wo die aktuelle Lage einfach ausgeklammert wurde. Themen, die von solcher Tragweite für unser aller Leben sind, eine Woche lang ganz zu meiden, hat mich schon sehr erstaunt. Darum hier ein ganz herzliches Danke an all diejenigen, die sich meinen unbequemen Sichtweisen und Fragen ausgesetzt und mit mir um Klarheit gerungen haben! Ich habe unglaublich viel Neues durch euch gelernt. Unsere Gespräche haben mich darin bestärkt, dass diese Möglichkeit, auf durchaus engem Raum – und über einen längeren Zeitraum hin – sich immer wieder neu in der realen Wirklichkeit zu begegnen und miteinander zu sprechen, grundsätzlich gut gegen Vorurteile und gerade in diesen verrückten Zeiten sehr, sehr kostbar ist!

Und wie ist es finanziell gelaufen?

An Bord waren 64 Menschen (Alle sind – soweit mir bekannt – noch gesund …).
15 Törns sind wir gesegelt.
38.000€ habt ihr gespendet (Danke, Danke, Danke!).
Das ist ein Schnitt pro Törn von 2.533,33€.
Oder ein Schnitt pro Teilnehmer von 574€.
Ein Mensch ist ohne Beitrag mit gesegelt (Bisher :-).
1.500€ war der Höchstbetrag für eine Koje.
3.500€ war der Höchstbetrag den eine Familie/Gruppe für eine Woche gezahlt hat.
3.333,33€ wäre der Durchschnittspreis für das ganze Schiff pro Woche bei 15 Törns gewesen.
12.000€ fehlen noch, um die Kosten der Saison zu decken.
Das sind pro Kopf 187,50€.

Und nein, hier kommt jetzt nicht der übliche Spendenaufruf. Hier endet einfach diese Mail mit einem großen DANKE an wirklich ALLE Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem weisen Gedanken der indigenen Schauspielerin Kay Sara:

Es gibt keinen Gewinn in dieser Welt, es gibt nur das Leben!

Herzlich Euer Skipper
Ben

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