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05.06.2017

05.01.2017

Endlich ist es Winter.
Draußen heult der Schneesturm.

Ich teile meine Zeit zwischen Familie, Lernen für eine weitere Segelscheinprüfung, Vorbereitung der SeeBG-Abnahme für die Phoenix und den Klausurtagen der Gemeinschaft Schloss Tempelhof.

Vor einem Jahr schrieb ich zu Beginn dieses Blogs, dass meine Frau und ich diesen Ort mit unseren Kindern verlassen werden.

Damals war unser Entschluss sehr klar. Wir hatten zwar kein konkretes Ziel, wussten aber, dass es uns so nicht mehr gut tut.

Es folgte für mich ein Segelsommer mit dem Experiment Unbezahlbar. Für Carola eine intensive Zeit allein mit den Kindern, ihrer Arbeit als Büroleitung für die NGO Mehr Demokratie und die Erkenntnis, dass dieser Ort so wie er ist, für sie als zumindest temporär allein erziehende Mutter idealer nicht sein kann: Wohnen, Schule und Job im Umkreis von 150 Metern. Wo gibt es das schon? Dazu ein Netz an Freundschaften.

Bei aller berechtigter Kritik und dem damit verbundenen Frust über das Projekt Tempelhof als Zukunftswerkstatt, bietet es für unsere derzeitige Familiensituation ganz selbstsüchtig nahezu ideale Bedingungen. (Er könnte noch 800 km weiter im Norden liegen…).

Der Entschluss, unseren bereits angekündigten Wegzug wieder abzublasen, wurde nicht von allen im Dorf mit Begeisterung aufgenommen. Auch ich selber tat mich zunächst schwer mit Carolas Entscheidung.

Wollte ich wirklich die kommenden Winter wieder an dem Platz verbringen, mit dem ich vor allem eines verbinde: Scheitern? Scheitern der Projekte, die mir am Herzen lagen. Scheitern von Beziehungen. Scheitern im Versuch, anders mit Geld umzugehen. Scheitern auch im Versuch, aus dem alten Machtspiel zwischen den Männern auszusteigen.

Gleichzeitig bin ich dem Projekt und seinen Menschen mittlerweile dankbar: im Scheitern habe ich meinen Impuls zu diesem Segelexperiment entwickeln dürfen. Ohne die Verzweiflung und den Frust wäre ich vielleicht nicht wieder aufgebrochen.

Anfänglich nähere ich mich nun der Dorfgemeinschaft mit einer vorsichtigen Frage: Wie kann es gehen, dass ich nicht mehr Teil des Dorfes bin, aber eben die Winter hier bei meiner Familie verbringe. Es gab sorgenvolle Stimmen, was es mit dem Dorf macht, wenn Menschen es nur noch als zeitweiligen Wohnort benutzen, selber aber nicht mehr aktiv zu seinem Erhalt und seiner Gestaltung beitragen.

Nun sitze ich bereits seit drei Tagen in den tempelhofer Klausurtagen, in denen die Gemeinschaft sich für das kommende Jahr versucht einzustimmen und neu auszurichten.

Ich bin überrascht und berührt, wie nah mir die Menschen noch (oder wieder?) sind.

Ich bin auch überrascht, dass ich mich dem Impuls der Zukunftswerkstatt, der mich ursprünglich an diesen Platz gezogen hatte, immer noch sehr verbunden fühle.

Und neben all dem Frust und der Trauer über die große Energie- und Potenzialverschwendung, als die ich den Tempelhof über weite Strecken bisher erlebt habe, ist da in mir eine warme Freude: Ich sehe das Scheitern, die Irrtümer, die Machtspiele und Kämpfe. Aber hier sind Menschen, die sich immer wieder in Veränderung üben. Hier sind Menschen, die sich nicht abfinden mit der Welt und den Verhältnissen, die wir auf ihr geschaffen haben.

Dafür empfinde ich Respekt und tiefe Dankbarkeit.

Liebe Tempelhofer, ich bin voller Dankbarkeit dafür, dass ihr eben nicht resigniert und euch einrichtet, selbst wenn ihr noch keine Antworten und gangbaren Wege gefunden habt. Und ich bin voller Dankbarkeit dafür, dass ihr mich meinen eigenen Weg des Forschens gehen lasst, meine Kritik anhört und mich bei meinen Landbesuchen unter euch Willkommen heißt.

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