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15.01.2017

15.01.2017

Die Auseinandersetzungen und Themen, die die Zukunftswerkstatt Schloss Tempelhof gerade bewegen, regen mich sehr zum Nachdenken über mein Geldexperiment an:

In den Klausurtagen gab es einen sowohl spannenden als auch schmerzhaften Punkt an der Frage, ob die Gemeinschaft das Konzept der solidarischen Landwirtschaft abschafft, und durch einen Festbetrag, der dann für Alle gleich ist, ersetzt.

Der Impuls dazu ging von den Verantwortlichen in der Landwirtschaft aus, die sich mit den bei den jährlichen Bieterrunden, bei denen jeder selbst fest legt, wie viel er zu Zahlen in der Lage – oder bereit  – ist, sichtbar werdenden Unterschieden in der Einkommensverteilung, überfordert sehen.

Kann ich gut verstehen, ist ja auch nicht ihre eigentliche Aufgabe.

Aber wohin dann mit dem Thema?

Die Diskussion darüber läuft noch. Eher uninspirierte Vorschläge für z.B. einen sog. Solidartopf geisterten durch den Raum (aber wie den füllen und verwalten? Wer hat Lust, den Bedürftigen ihren Anteil zuzumessen? Etc….).

Ein Vorschlag aber hat mich sehr ins Nachdenken gebracht: Schauen wir doch mal nach, wie lange jeder für seinen Beitrag zum Essen arbeiten muss?

Je länger ich daran herum denke, desto spannender finde ich diese Idee. Ein kleiner Überschlag macht bereits deutlich, wie krass hier im Dorf die Unterschiede sind:

Es gibt eine Gruppe von Menschen, die müssen keine Sekunde im Monat mehr für ihr Essen arbeiten. (Dazu zählen u.a. einige Rentner, Witwen, Zinsbezieher aus Investitionen, Immobilien oder Erbschaften.)

Dann kommt eine etwas größere Gruppe, welche gut bezahlte Jobs hat. Hier liegt der Zeiteinsatz zwischen einer Stunde bis zu einem Tag.

Die größte Gruppe stellen die Menschen, die z.B. einen Job innerhalb des Dorfes haben. Sie müssen mehrere Tage bis zu einer Woche für ihr Essen an Arbeitszeit einsetzen.

Was mir an diesem Gedankenspiel gefällt, ist die Deutlichkeit, mit der die Kernfrage sichtbar wird: Ist meine Lebenszeit wirklich kostbarer als deine?
Wer kann sich ernsthaft hinstellen und von sich sagen: „Ein Stunde meiner Lebenszeit ist z.B. zehnmal so viel Wert, wie die eines Anderen“?

(Ich glaube nicht, dass eine Diskussion über Ausbildungszeiten, Wissenstand, etc. da lange stand hält, denn in der Zeit, in der ich mich ausbilden durfte (und dazu noch in Deutschland oft auf Kosten der Gemeinschaft), haben die anderen mit kürzeren Ausbildungen bereits gearbeitet und meine längere Ausbildung finanziert…)

Letztlich ist Zeit DIE große Währung und das Einzige, was wir wirklich besitzen, auch wenn wir es gerade im Gegensatz zu Geld nicht horten können.

Auch sie ist ungerecht verteilt, aber dessen sind wir uns glücklicherweise meistens nicht bewusst. Wird sich aber jemand z.B. durch sein nahendes Ende der Begrenzung dieser wichtigsten aller Ressourcen gewahr, wird ihm oft schmerzhaft die Unersetzlichkeit derselben bewusst. Kein Geld der Welt kauft mir auch nur eine Sekunde Lebenszeit.

Die Idee, diese Währung zum Maßstab zu machen, gefällt mir sehr.

Vielleicht lässt sich der Entwicklungsgrad einer Gesellschaft daran ablesen, wie groß bzw. klein die Spanne in der Bewertung der Lebenszeit der in ihr lebenden Menschen ist?

Wiederspricht mir jemand, wenn ich die These aufstelle, dass in einer wirklich hoch entwickelten Gesellschaft alle Menschen gleich wertvoll erachtet werden und darum auch ihre Zeit eins zu eins getauscht wird?

Wie sähe das auf dieses Experiment angewandt aus? Ich tausche eine Woche meiner Lebenszeit gegen eine Woche der Deinen. Da ich nicht unbedingt Bedarf an z.B. deiner Fähigkeit als Fachjurist im Bildungsministerium habe, gibst du mir das Äquivalent an Lohn, welches du für eine Woche deiner Zeit im Ministerium bekommst? (Da sind wir zwar noch lange nicht bei gleicher Bewertung der Zeit angekommen, aber zumindest tauschen wir zwei dann auf gleichem Niveau…)

Wäre das auch ein Ansatz?

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