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21.12.2017

21.12.2017

Zur Zeit kreisen meine Gedanken um die nächste Saison und die Frage, wie es weiter gehen kann mit dem Experiment. Was wäre die nächste Herausforderung?

Ich habe jetzt zwei Jahre intensiv und mit sehr direkten Auswirkungen auf unseren Kontostand zum Thema Freiheit und Verantwortung im Umgang mit Geld geforscht. Viele von Euch haben mich begleitet und ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Dafür bin ich sehr dankbar. Ihr habt mit Eurer Bereitschaft zur Teilnahme mein Experiment erst möglich gemacht.

Gleichzeitig macht sich Ernüchterung in mir breit: Wo sind wir gelandet, wenn in unserem Dorf (welches sich selbst eine Zukunftswerkstatt nennt) auf meinen Vorschlag, doch das gemeinsam erwirtschaftete Defizit in Landwirtschaft und Kantine nicht einfach zu gleichen Teilen auf Alle umzulegen, sondern nach finanzieller Leistungsfähigkeit, mir reflexhaft vorgeworfen wird dem Dorf ein ideologisches Konzept überstülpen zu wollen.

Überrascht es, dass diese Kritik von einem der eher Vermögenden am Platz kommt?

Klar müsste er mehr bezahlen. Aber in Relation zu dem ihm zur Verfügung stehenden Geld, würden wir uns zumindest in diesem einen Punkt  einer gewissen Fairness annähern. So tragen die finanziell Schwachen weiter deutlich mehr der gemeinsamen Last.

Überrascht es, dass wir in diesem Dorf so spannende Dinge wie ein Bedarfseinkommen längst wieder abgeschafft haben? Das unser bisheriges Konzept einer solidarischen Landwirtschaft, bei der wir das Projekt gemeinsam je nach finanzieller Leistungsfähigkeit und Bereitschaft tragen, ab nächstem Herbst durch ein komplexes “Modulsystem“ abgelöst wird, bei dem versucht wird über eine sogenannte Kostenwahrheit dafür zu sorgen, dass jeder genau das zahlt, was er real verbraucht? Wer sich das nicht leisten kann, darf sich an einen Almosentopf wenden. Dieser wird aber wieder von Allen über gleich hohe Beiträge gefüllt …

Scheint so, als würden wir uns Schritt für Schritt zurück in eine Gesellschaftsform vor der französischen Revolution begeben: Die Menschen mit Geld lenken und gestalten das Dorf, die Anderen arbeiten.

Traurig, aber so sieht die Realität hier gerade in meinen Augen aus.

1 Kommentare

  1. Ulrich Stelzner sagt:

    Lieber Ben,

    nun hast du doch noch ein Konzept gefunden, das die Kostendeckung möglicherweise sichert, jedenfalls keinen so großen Gap wie in den vergangenen Jahren lässt. (wie immer: hoffentlich).
    Nach deiner „Bilanz“ im Oktober und deinen Überlegungen (und Klagen) im November hatte ich auch schon kalkuliert und geforscht, wie das Experiment ein Experiment bleibt und du ohne große Änderungen zurecht kommst.
    Ähnlich wie auch Bernd schon kritisierte, wäre aber jede einkommensabhängige Beteiligung von einer Art Offenbarungseid abhängig und vielleicht auch von einer Absprache der 4 Teilnehmer vor der Tour, was jede individuelle Planung und Spontanität unmöglich machen würde.
    Meine Entwürfe zu einer Antwort an dich habe ich dann doch nicht weitergeleitet, weil es einfach keine perfekte Lösung für ein Experiment gibt. Vielleicht erst nach dem Experiment.
    Mit der jetzigen Planung bleiben für den Wohlfühlbeitrag in Verbindung mit der Gewissensfrage zur Wertigkeit immer weniger Spielraum.
    Siehe es nicht als Scheitern sondern als Hilfestellung, das Projekt gerechter zu gestalten.
    Die Kirchen versuchen überwiegend zu schulen und zu missionieren. Davon halte ich nichts.
    Du kannst den Gedanken an die Gerechtigkeit in Verbindung der Wertigkeit nicht als Missionar den Mitseglern einpflanzen.
    Du kannst stolz auf deine Überlegungen und Einsichten sein, auch wenn du meist allein damit bleibst.
    Du kannst das, weil es der Mentalität des Seglers entspricht: allein auf dem Meer mit einem leeren Horizont und du findest dich trotzdem zurecht, du eben.

    Sei lieb gegrüßt

    Ulli

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