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24.05.2017

24.05.2017

Und wieder mal geht es weiter auf der Achterbahnfahrt, auf der ich mich befinde, seit ich das Projekt Unbezahlbar gestartet habe: Gestern eine Mail von Anja Heyde, Moderatorin beim Morgenmagazin vom ZDF. Sie fragt an, ob ich bereit bin bei einem kleinen Film für ihre Sendung mitzuwirken.

Erst kann ich es nicht ganz glauben. Dann wäscht eine riesige Welle Freude über mich. Ja, das kitzelt meine Begeisterung am “Wirksam-Sein“. Das sehen dann nicht nur Tausende wie bei den Krautreportern, sondern richtig viele.

Endlich. Endlich werden noch mehr Menschen erreicht und vielleicht dazu angeregt, die Welt ein kleines Stückchen anders zu Betrachten. Endlich kommt mein Projekt mehr und mehr aus seiner Nische.

Gleichzeitig werde ich gerade an Bord mit einem ganz speziellen Philosophie-Kurs beschenkt: Stefan, letztes Jahr in einer sehr spannenden (und nicht ganz stressfreien) Vierer-Konstellation schon einmal Gast an Bord, ist wieder da. Allein, denn die ursprünglich noch angemeldete Mitseglerin ist kurzfristig wieder abgesprungen.

Er ist Literaturwissenschaftler und Philosoph und in der Dichte unserer Zweiergespräche ermöglicht er mir täglich neue Gedanken und Blickrichtungen.

Mich beschäftigt die Frage, ob es uns überhaupt möglich ist, aus der ewigen Geschäftemacherei auszusteigen. Wenn letztlich alle (unbewussten) Interaktionen ein Ausbalancieren von innerlich geführten “Beziehungskonten“ sind, wie könnte dann eine wirklich unabhängige Begegnung aussehen?

In der Wirtschaftswelt handeln wir so:

  • Du gibst mir Bier, ich dir Geld. Du gibst mir Zeit, Ich dir Lohn.

In den Beziehungen sieht es nicht wirklich anders aus:

  • Du gibst mir Freundschaft, ich schulde dir einen wie auch immer gearteten Gefallen.
  • Du gibst mir Sex und Zuwendung, ich dir Sicherheit und Status (das nennen wir dann Beziehung oder gar Liebe…“).

Wir tauschen ständig eins zu eins. Egal ob Güter, Dienstleistungen, Lebenszeit, Zuwendung, oder Zärtlichkeit. So investieren und handeln wir uns durchs Leben, balancieren ständig ein hochkomplexes Netz an sozialen Krediten und Schulden aus, getrieben letztlich von der Sehnsucht, um unserer selbst willen geliebt zu werden. Und kommt dann wirklich jemand des Weges, der uns einfach so liebt, dann geraten wir rasch in Panik, denn wir fürchten um den Preis, den wir dafür zu zahlen haben. Denn dass wir dafür werden bezahlen müssen, ist eine unerschütterliche Überzeugung, die sich bis in unseren Sprache eingeschrieben hat: Alles hat seinen Preis. Nichts im Leben ist umsonst.

Ein Geschenk wirklich als solches anzunehmen, ist uns letztlich nicht möglich. Selbst wenn es wirklich frei und ohne Erwartungen gegeben wäre. Irgendwo vermuten wir immer die versteckte oder auch offene Erwartung nach einer Gegengabe.

Das mag zum einen an der Art des Schenkens liegen (und den Illusionen, die wir uns selber über unsere oft versteckten Motive beim Schenken machen). Zum anderen steht uns ein weiterer kollektiver Glaubenssatz grundsätzlich im Weg: Wir wollen niemandem etwas schuldig bleiben.

Dabei ist der ausgeglichene Beziehungs-Saldo eine Illusion: Wenn ich mir allein anschaue, was meine Eltern mir an Zeit, Geld, Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt haben, werde ich das ihnen niemals heimzahlen können. Dagegen sind die Schulden Griechenlands Peanuts.

Gleichzeitig darf ich vieles davon an meine Kinder weiterschenken…Was so auch nicht stimmt, denn es ist meine eigene Liebe, die es mir ermöglicht, zugewandt und Vater zu sein. Insofern gebe ich nichts weiter, sondern schöpfe aus mir neu.

Vielleicht ist es wirklich so einfach?

Wie würden unsere Beziehungen aussehen, wenn wir die Jagd nach Gütern und Liebe aufgäben, den ewigen Tauschhandel?

Wenn wir uns von den Geschenken und Gaben der Anderen nicht mehr binden ließen, sondern sie einfach dankend annehmen – und unser Handeln einzig aus unserer Leidenschaft und uns selbst schöpften?

Wenn wir Schenken und Lieben, weil wir dies einzig für uns selbst tun, ohne versteckte oder offene Erwartung von Gegenliebe und Gabe?

Die Summe der Güter und die Menge an Liebe blieben vielleicht sogar konstant. Aber welch Unterschied in den Motiven.

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