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25.10.2016

25.10.2016

Zurück an Land in der Scheinwelt. Mein Höhenflug und meine Begeisterung sind gestern mit einem lauten Rums in der „Wirklichkeit“ der deutschen Bürokratie gelandet. Bei der Anmeldung zur SeeBG-Abnahme der neuen Phoenix hat sich herausgestellt, dass ein Schiff, welches in den Zeiten vor der CE-Normierung unter Aufsicht von Lloyds in London gebaut und zertifiziert wurde, nicht automatisch als hochstauglich angesehen wird.

Ich dachte erst, das sei ein Witz. Lloyds of London. Das war mal der Ritterschlag für Boote. Im Gegensatz zur heutigen CE-Zertifizierung, welche eigentlich nur der kleinste gemeinsame Nenner der Europäer in Sachen Schiffssicherheit ist, war ein Lloydszertifikat sozusagen der Gipfel an möglicher Sicherheit. (Übrigens hat diese CE-Norm schon Menschen das Leben gekostet, weil bei einem nach dieser Richtlinie gebauten Schiff einer großen deutschen Serienwerft bei moderaten Verhältnissen der Kiel einfach abgebrochen und das Schiff innerhalb von Sekunden gesunken ist).
Mein Experte bei der Berufsgenossenschaft argumentiert so: Auf dem Zertifikat steht nur etwas über den sachgerechten Bau dieses Schiffes und dass die Ausführung, Dimensionierung, etc. den Vorgaben von Lloyds entspricht. Ob es aber an sich für diesen Zweck geeignet ist, also ob es schwimmt, nicht umkippen kann, also ob die Konstruktion sachgerecht ausgeführt wurde, steht da nicht drinn.

Offenbar kam damals selbst bei Lloyds of London niemand auf die Idee, dass ein von der renommierten Najadwerft konstruiertes Hochseeschiff NICHT seetauglich sein könnte.

Im Autobau wäre das etwa vergleichbar, wenn wir jetzt alle Mercedesfahrzeuge die vor 1995 gebaut wurden, generell nicht mehr für den Transport von Menschen zulassen würden, da sie kein CE-Zeichen haben, bzw. für jedes eine Einzelprüfung bräuchten.

Ja Wahnsinn. Da segeln seit Jahrzehnten hunderte baugleiche Schiffe sicher durch die oft raue Ostsee. Da sind dutzende Schiffe dieses Typs sicher über den Atlantik gesegelt. Da sind Menschen mit diesem Bootstyp um die Welt gesegelt. Aber nein, wir haben dieses Zertifikat nicht, und darum darf man damit keine Menschen aufs Meer nehmen.

Es gibt eine Möglichkeit: Ich kann eine teure Nachzertifizierung machen lassen. Vor allem einen Krängungs – und Stabilitätstest. Kostet tausende von Euro. Der bescheinigt dann das Offensichtliche: Ein Schiff mit moderater Rumpfform und 40 % Ballastanteil im Kiel kann nicht umkippen. Hernach gibt’s dann vermutlich ein kleines Heftchen, wo drinnen steht, bei welcher Windgeschwindigkeit ich welches Reff einbinden muss. Heilige Einfalt.

Irgendwie kann ich mich nicht des Eindrucks erwahren, dass die Botschaft ist: Kauft und erhaltet keine alten Schiffe. Kauft euch eines dieser modischen Einwegboote. Die sind zwar nachweislich nicht so stabil, langlebig, seetüchtig und sicher, dafür aber eine ökologische Katastrophe, haben ein CE-Zeichen und kurbeln das Wirtschaftswachstum an…

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